ProjektArbeitstitel

Jona Fürsich #ProjektArbeitstitel

Jona Fürsich #ProjektArbeitstitel

Es ist Buchmesse Woche – Natürlich lassen wir euch mit #ProjektArbeitstitel auch in dieser Woche nicht im Stich. Heute zu Gast: Jona Fürsich!

Hi, ich bin Jona. Geboren in Oberbayern, wohne ich jetzt in Schwaben und ja, das ist ein Downgrade. Ich studiere Lesen, offiziell nennt es sich Vergleichende Literaturwissenschaft, und versuche zwischen Arbeit und Vorlesungen ein Autorenleben zu haben, das aus mehr als zwei Tweets am Tag besteht.

Ich schreibe schon seit der ersten Klasse, mit dem Hintergedanken, dass es mal jemand lesen soll, seit ich 15 bin. Angefangen hat alles mit Fanfictions über Animes (ich bin auch nicht so stolz drauf), bald darauf entdeckte ich den NaNo und die Schreibnacht und seitdem sind da eigene Ideen, die unbedingt rauswollen. Bei diesen Ideen handelt es sich meist um etwas, das sich um Götter dreht, um Settings zwischen 1700 und dem Ende des 19. Jahrhunderts, es geht um Liebe (manchmal schleicht sich dabei auch ein Heteropärchen in die Erzählung, aber meistens sind es Queers, die mir ihre Ideen ins Ohr brüllen). Ich schreib gern über die Kraft hinter Emotionen, aber auch die Magie in der Welt, Grenzen austesten, überschreiten und, wieso das Schicksal uns alle über die Klinge springen lässt.

2018 veröffentliche ich mit “In Desertum Sortis” meinen Debütroman, der erste winzige Schritt in eine Richtung, die ich seit ich denken kann anstrebe. Dieses Jahr im April erschien dann “You Had Me At Hey;”, ein kurzes Büchlein. Pläne sind da für 2020 und eine halbe Idee steht auch schon für 2021.

 

Des Teufels liebstes Kind und andere Projekte

 

Welche Projekte sind gerade in Arbeit? Erzähl uns doch ein bisschen davon!
In Arbeit ist neben einem Gedicht-Adventskalender (Literaturstudenten tun, was Literaturstudenten tun müssen), mein absolutes Herzprojekt. Des Teufels liebstes Kind, kurz DTLK, ist seit 2017 als 1.0, seit 2018 als 2.0 Version in Bearbeitung. Beendet hab ich es im Juli 2018, seit diesen Jahres überarbeite ich immer mal wieder, seit Juli halbwegs regelmäßg.

Es geht um den Autor Oliver, der strandet und gerettet wird. Es geht um Koro, der nicht weiß, wer er ist, weil ihm die Hälfte seines Lebens nur wie ein wackliges Bild vorkommt. Es geht um Charles, der zwischen dem Meer und seinem Herzen versucht, mehr aus seinem Namen zu machen.
Es geht um Angst, um Liebe, um einen uralten Fluch und Wahnsinn. Um Götter, die ein Spiel mit jedem spielen, der ihnen begegnet und darum, was es heißt, verloren zu gehen.

Das Projekt ist mir gerade deswegen so wichtig, weil viel von mir zwischen den Zeilen steckt. Ich hab das vom Herzen weg geschrieben und so soll es sich irgendwann auch anfühlen.

Im NaNoWriMo diesen Jahres wagen meine Freundin und ich uns an #ProjektDS, in dem es um Suchen und Finden, Verrat, Lüge und vor allem darum geht, die Wahrheit ans Licht zu bringen. Wir haben das zusammen in der neunten Klasse geschrieben, nie beendet und jetzt wird es wiederbelebt. (insert Blitz und Donner)

 

Wie schauen die Pläne für dein Projekt aus?
Mit DTLK will ich nächstes Jahr in die Veröffentlichung. Wieder selfpublishen, wieder Chaos, aber diesmal mit Rückenwind. Im Moment steck ich in der Überarbeitung, die ich für den NaNo allerdings pausieren muss. Vielleicht krieg ich sie auch vorher noch fertig.

Ich weiß auch schon, wer das Cover machen wird, wem ich das Lektorat antue und, wer mir helfen darf einen Klappentext zu schreiben, aber wie gesagt – das wird Chaos mit einer halben Prise Professionalität, wenns hochkommt.

Tatsächlich so weit sein soll es im Frühjahr.

 

Magst du uns verraten, was für Ideen evtl. noch in der Schublade schlummern?
Da haben wir einmal ein beinahe beendetes DPZE (Titel ist, soweit ich mich nicht verplapptert hab, noch secret), das von Schicksal, Unsterblichkeit und den Problemen, die man während einer Katastrophe nicht braucht, handelt.

In Unvollendet geht es um einen Autor, Engel und den Gott aus der Maschine. Ich habe das schon beendet eigentlich, aber es ist zu kurz und wahnsinnig undurchdacht. Da muss ich nochmal ran.

Unter dem Arbeitstitel ‘Wind in den Segeln’ versteckt sich ein großer Projekt, speaking of mehrer Bände, vielleicht ein Serial, über – wer hättes es gedacht – die griechischen Götter, eine Kriegserklärung und, wie man ohne jede Erfahrung die Welt rettet.

Zwischen den Romanideen landen auch noch die ein oder andere Gedichtsammlung, die ich veröffentlichen möchte.

Letztes Projekt, versprochen, ist eine fünfteilige Detektivereihe, die ich mit zwei anderen Autoren schreiben will. Imagine ‘Die drei ???’ ft. Sherlock ft. angsty shit ft. die 40er, aber in cooler. Mehr gibt es bisher dazu nicht.

So. Jetzt bin ich soweit fertig.

 

Welche Unterschiede gibt es zwischen deiner ersten Veröffentlichungen und deinen jetzigen Projekten?

Der größte Unterschied dürfte mein Schreibstil sein, der von IDS bis jetzt eine recht große Wandlung durchgemacht hat. Vermutlich würde man ihn immer noch als ‘eigentümlich’ betiteln und ich werde auch sicherlich nicht aufhören queer people als Hauptfiguren zu haben, aber sowohl Stil, als auch Inhalte sind gewachsen. Mit mir, mit dem, was ich lese und auch mit dem, was ich übers Schreiben, aber auch Repräsentation gelernt habe.

Mein way to plot ist immer noch ein gigantisches Wirrwarr aus Notizen, einer pinterest Pinnwand und einer Playlist, aber langsam komme ich in die Richtung, in der ich auch weiß, wie das Buch enden wird, bevor ich mit Schreiben beginne.

Genretechnisch bin ich noch auf dem Stand, dass ich keine Ahnung hab, wie das funktioniert. Ich schreib wahnsinnig gern historisch angehaucht, low bis high fantasy oder dann ganz anders; dystopische Zukunft ist einfach super spannend. Ich denke nicht, dass ich mich da

 

Was hast du aus deinen bisherigen Veröffentlichungen gelernt?
Plane vorher. Plan die Social Media Posts, plane von Teaser über Hochladen bis hin zu der Ankündung, dass es jetzt da ist – ALLES! Dinge from scratch zu tun bringt bei einer Veröffentlichung einfach gar nichts. Am besten ist es, wenn alles ready to go ist, bevor man überhaupt nach einem VÖ-Termin schaut.

Vermutlich the most basic thing, aber ich war jung und hatte keine Ahnung. Jetzt bin ich ein bisschen älter und habe ein bisschen Ahnung!

 

Schreiballtag

 

Was ist deine größte Herausforderung im Schreibprozess?
Die Routine. Ich dachte lange, es wäre das dranbleiben, aber tatsächlich fällt es mir leicht, mich an ein Projekt zu halten. Was viel, viel, viel schwerer ist, ist jeden Tag zu schreiben. Sich jeden Tag auch nur 20 Minuten nehmen und bisschen tippeln. Oder jeden Tag Präsenz auf Social Media zu zeigen. Ich hab Zeiten, da krieg ichs hin, jeden Tag was zu posten, da zu sein, zu interagieren. Und dann schaff ich nichts, hab keine Idee und scrolle durch die TLs, ohne irgendetwas zu machen.

Falls irgendjemand einen Tipp hat, slide into my DMs, es ist der Wahnsinn.

Hast du eine Schreibroutine?
Siehe oben. Nein, Scherz. Ich bemühe mich halbwegs regelmäßig am Schreibtisch zu sitzen, aber wie gesagt. Es ist hart.

Da ich studieren und auch noch einen Nebenjob habe, ist Schreiben leider nicht mein Beruf. Ich würde es aber gern dazu machen, irgendwann. Bis dahin quetsche ich Schreiben überall rein, wo es gerade geht. Vor der Arbeit, vorm Schlafengehen, in einer seeeeeehr langweiligen Vorlesung. Wenn ich keine Zeit hab, nehm ich sie mir meistens einfach – zumindest, wenn ich gerade into the zone bin und tatsächlich produktiv schreiben kann.

Welchen Tipp würdest du deinem Vergangenheits-Ich geben, das gerade mit dem Schreiben anfängt?
Lern Zeichensetzung. Jetzt muss ich nämlich deine Fehler ausbaden. Insgesamt, krieg deine Satzzeichen auf die Reihe und lass es, Figuren mit Eigenschaften zu Umschreiben.

Aber ansonsten: keep it up. Deine Fanfictions sind keine Meisterwerke, das weißt du selbst. Aber sie sind der Beginn von etwas ganz Großem und da wollen wir beide hin. <3

Motivation

 

Hast du Vorbilder bzw. Menschen, die dich inspirieren und motivieren?
a few.

Laura (@tastentaenzerin auf Twitter) zeigt mir immer wieder, dass man sich einfach durchboxen muss. Dass Schreibblockaden da sind, aber man da auch wieder rauskommt. Das Selbstzweifel ein Ding sind, aber auch eher Schwachsinn.

Insgesamt, meine Freunde im QBH, die da sind, wenn ich zweifle und irgendwo stecken bleibe. So viel Liebe, die da rumfliegt,  da muss man ja fast motiviert werden.

Größte Motivation und auch Inspiration ist allerdings meine Freundin. Sie hat mir nicht nur einmal den gesamten Roman gerettet, indem sie ein Plothole gestopft und einen Ausweg aus dem unlogischer-Plot-Labyrinth geboten hat. Niemand liebt meine Geschichten mehr, nicht einmal ich und let me tell you, ich liebe meine Geschichten. Sowas ist n wahnsinns booster fürs Ego, aber auch, um weiterzumachen. Wenn ich’s nicht für mich schreibe, dann für sie.

Was sind deine Wünsche und Ziele für die Zukunft?
Mal abgesehen davon, dass ich meine Geschichten für mich und mein trope-loving goblin brain schreibe, will ich möglichst viele damit berühren. Ihnen zeigen, dass die Figur hier auch Angst hat, auch kämpft und es besser wird. Dass Rep nicht da aufhört, wo manche Autoren die Grenze ziehen. Dass meine Götter kein joke sind.

Das klingt jetzt sicher schrecklich, aber ich will, dass viele Leute das lesen und auch so viel Gefühle dafür haben wie ich. Es geht dabei nur ein bisschen um den Aspekt, dass ich wirklich, wirklich gern bestselling author wäre, sondern eher, dass ich Menschen berühren will. Dann, wenn sie ein Buch über Angst, über Sterblichkeit oder über ein Happy End brauchen.

Was war dein schönster Autor*innen-Moment bisher?
Als mir Leute gesagt haben, dass ich ihre Lieblingsautorin bin. Gibt nichts, womit das mithalten kann.

 

Eine kleine Kostprobe…

Ja, gern doch.
CW: Blut

Koro wusste genug über ausgedachte Erinnerungen, um seinen neuen nicht zu vertrauen. Sie waren unscharf an den Rändern, wie ein Bild auf Leinwand, die nicht in einen Rahmen gespannt war – nicht zu Ende gemalt, irgendwie unfertig, irgendwie nur ein ausgedachter Ausschnitt. Wenn ein Rahmen da wäre, könnte er sich einreden, dass es war wie durch ein Fenster zu blicken. So wusste er, dass es nicht echt war. Zumindest nicht ganz.

Es war dunkler um sie herum, die Lichter in der Hütte wurden gelöscht und er hörte wie von weit weg, dass Youma absperrte. Als wollte sie nicht, dass sie zurückkamen, als wollte sie nicht, dass Koro sie fragte, wieso sich alle Erinnerungen, die er aus diesem Haus mitnahm, falsch anfühlten. Wie Dinge, die man ihm erzählte und die nicht wirklich passiert waren.

Er blickte zu Olli, der auf das kleine Buch in seinen Händen starrte. Ein dünnes Lexikon über Pflanzen, Pflanzen, die unmöglich waren, aber die es gab und es war schrecklich, dass Koro sofort alles hinter sich lassen würde, um diese Unmöglichkeiten zu suchen.

„Ich hätte dich nicht herbringen dürfen.“

„Nein“, meinte Olli. „Aber danke, dass du es getan hast.“ Er sah auf, lächelte. Es war nicht ehrlich, nichts wahr ehrlich. Koros Welt log ihn an und er wollte davon nicht wütend werden, weil er nicht auf Olli wütend werden wollte, aber er ballte die Hände zu Fäusten.

„Du glaubst das, oder?“

„An die Pflanzen, die gebrochene Herzen heilen und einen jede Angst vergessen lassen? Ja.“ Koro schnaubte, umklammerte die Krücken fester und fester, bis er glaubte, das Holz müsste bersten, aber natürlich tat es das nicht. „Du glaubst nicht daran, oder?“

„Ich traue all dem nicht.“ Sie sahen sich einen Moment ernst an, dann setzte Koro sich in Bewegung. Er wollte weg von dieser Hütte und Youma, die ihn anlog, anlügen musste, weil er sonst keine andere Erklärung dafür fand, dass seine Erinnerungen schlechte Zeichnungen davon waren, was vermutlich andere erlebt hatten.

„Wieso?“ Koro schüttelte den Kopf und war froh, dass Olli einmal nicht nachfragte, sondern es schweigend hinnahm, dass er keine Antwort bekam. In Stille gingen sie nebeneinander her. Koro spürte Blut an seinem Oberschenkel hinablaufen, biss aber die Zähne zusammen und wurde nicht langsamer. Olli konnte sich Zuhause um ihn sorgen, am Besten wäre, wenn er es ganz sein ließe. Momente wie diese erinnerten ihn daran, dass es einen Grund für die ungenau übermalten Erinnerungen geben musste.

„Du blutest.“

„Nein“, versuchte er es. „Du blutest selbst.“

„Koro, das ist nicht lustig. Wir müssen schnell zurück, deinen Verband neu machen. Vielleicht muss ich wieder nähen.“ Der Pirat seufzte, humpelte weiter. Olli hatte ja recht und wenigstens lenkte es ihn davon ab, dass da ein Buch voller Lügen war, an die der Autor glaubte und an die Koro glauben musste, wenn er ihn retten wollte. Ollis Lächeln war wichtiger als sein Misstrauen und die Angst vor dem Tod.


Jona Fürsich

 

Bisherige Veröffentlichungen:

  • YOU HAD ME AT HEY (2019), auf amazon* kaufen

Eine Übersicht aller Teilnehmer*innen findet ihr bei #ProjektArbeitstitel – Was ist das?


mit * gekennzeichnete Links sind affiliate Links des amazon Partnerprogramms. Falls ihr ein Produkt über den Link kauft, entstehen für euch keinerlei Mehrkosten, ich erhalte jedoch einen kleinen Anteil als Provision.

Kommt an Bord:

Für dich vielleicht ebenfalls interessant...

Subscribe
Benachrichtige mich zu:
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments