Bücher

Wer fürchtet den Tod von Nnedi Okorafor

Wer fürchtet den Tod von Nnedi Okorafor

Ich folge Nnedi Okorafor schon seit geraumer Zeit auf twitter und bewundere sie für ihre scharfen Beobachtungen und ihre coole Art. Ihre Bücher klingen phantastisch und eröffnen mir neue Perspektiven, habe ich bisher hauptsächlich Bücher weißer Autor*innen gelesen. Umso mehr freute ich mich auf „Wer fürchtet den Tod“.


Anzeige

  • Autorin: Nnedi Okorafor, übersetzt von Claudia Kern
  • Titel: Wer fürchtet den Tod
  • Genre: Africanfuturism, Africanjujuism, Dystopie, Fantasy
  • Verlag: Crosscult
  • auf amazon* kaufen oder über mojoreads** kaufen

 

Worum geht’s?
Die hellhäutigen Nuru unterdrücken die dunkelhäutigen Okeke. Onyesonwu wurde durch Vergewaltigung gezeugt und wächst geächtet von ihren eigenen Leuten auf. Als ihre magischen Kräfte erwachen, wird ihr schnell klar, was sie tun will. Ihren Erzeuger, einen mächtigen Nuru Magier, zu Fall bringen. Gemeinsam mit ihren Freunden tritt sie die beschwerliche und gefährliche Reise durch die Wüste an.


Meine Meinung:

Vorneweg möchte ich für das Buch einige Warnungen aussprechen, denn man wird relativ unvorbereitet in diese sehr detaillierten Szenen geworfen: Beschneidung, Steinigung, Vergewaltigung, sexuelle Gewalt, Missbrauch, Rassismus, Diskriminierung

Die Autorin ordnet ihre Bücher in das Genre Africanfuturisum bzw. Africanjujuism ein. Ich finde das passt sehr gut, denn es ist weder so ganz SciFi, noch Fantasy oder Dystopie. „Wer fürchtet den Tod“ ist blutig, düster und macht keine halben Sachen. Nnedi Okorafors Beschreibungen sind messerscharf und halten keine Details zurück. Ich empfand das Buch als sehr grausam, aber auch wenn es ein quasi fantastisch-dystopisches Setting ist, passieren die Dinge aus dem Buch auch heute in unserer Welt. Die Parallelen sind deutlich. Die hellheutigen Nuru unterdrücken die dunkelhäutigen Okeke und demonstrieren ihre Macht auf schreckliche Weise.

Selbst innerhalb der Okeke gibt es Colorism und Ausgrenzung. Die Welt, die Nnedi Okorafor zeichnet, hat nicht viel Platz für Hoffnung. Deswegen würde ich das Buch nur lesen, wenn ihr euch stabil und sicher fühlt. Diskriminierung aufgrund der Hautfarbe, aufgrund der Herkunft, aufgrund des Geschlechts. Gewalt, Verrat und Gatekeeping. Es ist alles dabei, was unsere Welt schlecht macht. Und Protagonistin Onyesonwu bekommt den Großteil davon ab.

Und doch hat die Geschichte Hoffnung. Denn Onyesonwu ist wütend und laut. Sie lässt diesen ganzen Mist nicht auf sich sitzen, doch sie merkt schnell, dass sie dem Kampf gegen das System nicht alleine gewachsen ist. Im Verlauf merkt man jedoch, wie Onyesonwu reift – aber auch ein Stück weit ernüchtert wird. Es ist erfrischend eine so facettenreiche Person zu begleiten, deren Entscheidungen und Worte bei mir nicht immer auf Verständnis gestoßen sind, die aber hartnäckig und dickköpfig bleibt.

Roadtrip  – Wo ist das Gaspedal?

Ich hatte ehrlich gesagt nicht damit gerechnet, dass ein Großteil der Geschichte von der Reise unserer Truppe handelt. Die Entwicklung von Protagonistin Onyesonwu fand ich spannend, ihr Wachsen und ihre Entwicklung, ihre Fehler und ihr Lernen spannend. Der Roadtrip hat sich für mich ein wenig gezogen, erreichten die anderen Figuren leider nie die Tiefe, die ich mir gewünscht hätte. Während ich mit Onyesonwu mitgelitten habe, waren ihre Freund*innen leider meist nur Randfiguren, schattenhafte Begleiter auf der Reise. Obwohl sie ihre eigenen Dynamiken, Entwicklungen und tragischen Geschichten hatten, habe ich mich ihnen nie so nah gefühlt wie Onyesonwu und Mwita.

Die Beziehung zwischen Mwita und Onyesonwu fand ich interessant. Auf der einen Seite hatten sie eine tiefe und innige Bindung, auf der anderen Seite war auch Misstrauen und Zwiespalt.

Die Magie und die Mythologie haben mich sehr neugierig gemacht, einige Andeutungen und Symboliken habe ich aber nicht verstanden, vermutlich weil mir dazu das Wissen fehlt. Aber das hat das Buch auch zu etwas ganz Eigenem und Neuen für mich gemacht. Gerade gegen Ende hin war ich recht oft verwirrt, aber auch irgendwie verzaubert. Das Buch endet wie es anfängt. Laut, unverfroren und kraftvoll. Mit viel Zerstörung und ein bisschen Hoffnung.

Einzigartiges Leseerlebnis

Obwohl das Buch mich an einigen Stellen verwundert, überrascht und schockiert hat – oder gerade deswegen. Es hat mich gefesselt und emotional mitgenommen! Und das finde ich bei Büchern unglaublich wertvoll. An vielen Stellen habe ich mir gewünscht, mehr über Nnedi Okorafors Kultur zu wissen und die Mythologien, Werte und Legenden, die in der Geschichte stellenweise leise anklingen. Trotz der Düsternis, schwingt etwas sehr empowerndes, kraftvolles in den Geschichten mit.  Ich blicke sehr gespannt zu den anderen Büchern von Nnedi Okorafor in meinem Regal.

Fazit:

Ein schonungsloses Buch mit einer vielseitigen Protagonistin und einem interessantem Worldbuilding. Es ist grausam und blutig, hat mich mitgenommen und nachdenklich gestimmt. Leider hatte es zwischendurch seine Längen und ich habe viele Gedankengänge und Anspielungen nicht nachvollziehen können.

 

Weitere Meinungen:

Ihr habt eine Rezension zu diesem Buch geschrieben? Lasst mir gerne einen Kommentar da, dann verlinke ich euch gerne.


mit * gekennzeichnete Links sind affiliate Links des amazon Partnerprogramms. Falls ihr ein Produkt über den Link kauft, entstehen für euch keinerlei Mehrkosten, ich erhalte jedoch einen kleinen Anteil als Provision.

mit ** gekennzeichnete Links sind affiliate Links von mojoreads.com. Falls ihr ein Buch über den Link kauft, entstehen für euch keinerlei Mehrkosten, ich erhalte jedoch Credits dafür.

Kommt an Bord:

Für dich vielleicht ebenfalls interessant...

Subscribe
Benachrichtige mich zu:
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments