Psychologie

Die Geschichte der Psychiatrie

Die Geschichte der Psychiatrie

Psychiatrien haben einen schlechten Ruf. Für viele sind sie ein mysteriöser Ort, ein beliebter Schauplatz für Horror – seien es Bücher, Filme oder Videospiele – und niemand weiß so wirklich, was da vor sich geht.

Natürlich wissen viele Menschen rational, dass Psychiatrien auch nur Krankenhäuser für seelische Erkrankungen sind, dennoch halten sich viele Gerüchte und Vorurteile hartnäckig. Leider kommen die nicht von ungefähr.

Bevor wir am Ende ein bisschen darauf eingehen, wie Psychiatrien heutzutage für gewöhnlich aussehen, schauen wir uns die Geschichte der Psychiatrie, vor allem in Deutschland, an.

Hinweis zum Inhalt dieses Beitrags: In diesem Beitrag gehe ich auf die teils blutige und menschenunwürdige Aspekte der psychiatrischen Geschichte ein. Misshandlung, Diskriminierung, Mord, systematische Tötung, Zwangssterilisation, Vernachlässigung und fragwürdigen Behandlungsmethoden sind Teile davon. Bitte lest diesen Beitrag deshalb mit Vorsicht.


Psychische Erkrankungen im Laufe der Zeit

Ansätze, die menschliche Psyche zu erfassen und zu beschreiben, gab es bereits früh. Die Humoralpathologie, die ein gewisses Gleichgewicht von Körpersäften für Gesundheits vorraussetzt, war von der Antike bis in die Moderne präsent. Sie basiert auf der Lehre der Elemente von Empedokles (ca. 490–430 v. Chr.). Die Sanguiniker, Phlegmatiker, Choleriker & Melancholiker entspringen laut Galenos von Pergamon einem Ungleichgewicht von Blut, Schleim, gelber oder schwarzer Galle. Dadurch wurde andauernde Traurigkeit, Trägheit, Reizbarkeit oder unangebrachte Heiterkeit erklärt.

Louis Jean Francois Lagrenée, „Die Melancholie“

Später entwickelten sich neben der Melancholie (Hemmung, Traurigkeit) auch der Begriff der Manie (Unruhe, Erregung) heraus, der bis heute verwendet wird, während Melancholie im Fachjargon eher selten geworden ist.

Böse Zungen sagen, dass psychische Erkrankungen ein modernes Problem sind. Diese frühen Konzepte zeigen, dass Menschen sich bereits seit jeher auch mit den psychologischen Problematiken beschäftigten und Theorien entwarfen. Depressionen und Co. sind also keine Erfindung der Neuzeit!

Man versuchte, was bei körperlichen Erkrankungen auch mitunter Wirkung zeigte: Aderlässe, Schröpfen, Diät- und Ernährungsempfehlungen, Abführmittel, Massagen, Bäder. Aber auch damals wusste man schon, dass Menschen eine Auszeit und ein Tapetenwechsel gut tun konnte, so wurden auch (Kur-)Reisen an wärmer Orte oder Aufenthalte bei Verwandten in anderen Städten empfohlen.


Frühes Mittelalter bis Hochmittelalter

 

Fühlte sich die Umwelt von den Betroffenen gefährdet oder zu sehr belastet wurden Personen oft in Toll- und Zuchthäusern unter menschenunwürdigen Bedingungen weggesperrt oder zu harter Arbeit gezwungen. Das Konzept des „heilsamen Schmerzes“ führte dazu, dass Betroffene angekettet, gefoltert oder gequält wurden. Eine Behandlung fand nicht statt, hauptsächlich wurden die Leute dort „verwahrt“.

Im Mittelalter drängten religiöse Weltbilder und Überzeugungen ins Zentrum. Bei Schizophrenie (u.a. akustische oder visuelle Halluzinationen) und anderen psychischen Erkrankungen kam es auch vor, dass diese Personen als „vom Teufel besessen“ oder „von Dämonen geplagt“ galten. Man glaubte an die Wunderheilung durch Reliquien, ließ Betroffene auf Bauernhöfen in der Nähe von Reliquien arbeiten. Auch Beichten, Beten und Klostergänge waren je nach Krankheit angedacht.

Mit der Inquisition fanden diese relativ gemäßigten Methoden jedoch ein Ende. Personen mit psychischen Erkrankungen waren Hexen und Zauberer, Lakaien des Satans. Spätestens mit dem Hexenhammer war der Tod als Erlösung die ultimative Therapie. Man kann davon ausgehen, dass viele Leute damals wirklich glaubten, Betroffenen so helfen zu können.

 

Das späte Mittelalter

Dorenkiste (c) kristeligt-dagblad.dk

Für „harmlose Irre“ gab es in Großstädten und von der Hexenverfolgung weniger geprägten Städten weiterhin Bügerhospitäler, in denen psychisch Erkrankte verwahrt wurden. Personen, die gewalttätig wurden oder sich selbst und andere in Gefahr brachten, wurden weggesperrt und gefesselt. Beispielsweise gab es in Hildesheim und Kopenhagen sog. „Dorenkisten“ mit Luftlöchern, die man mitunter auch an die Stadttore hing. Dort mussten die Menschen teilweise Wochen oder Monate verbringen, was zu Miss- und Rückbildungen führte.

Ausgenommen der Zeit der Inquisition und Hexenpanik, übernahm die Kirche tatsächlich einen großen Anteil der Versorgung und Verpflegung psychisch kranker Menschen. Sie gewährten verschiedensten Personen Obdach, lehrten Werte wie Gehorsam, Armut und Keuschheit. Arbeit, Einsamkeit und Gebet galten als zentrale Bestandteile der Therapie. Eine feste Tagesstruktur mit klarem Ablauf zu schaffen ist auch heute noch ein fester Bestandteil der Verhaltenstherapie.

Dass auch Erkrankungen nicht durch übernatürliche Mächte, sondern durch empirisch erkennbare körperliche und seelische Ursachen entstanden, sagte erstmals 1538 ein Arzt namens „Paracelsus„. Sein realer Name war Philippus Theophrastus Aureolus Bombast von Hohenheim.

Die frühe Neuzeit

The Anatomy Of Melancholy

1621 verfasste Robert Burton eine philosophische Arbeit mit dem Titel „The Anatomy Of Melancholy„, in der er sich vielen weltlichen Themen z.B. Religion, Militär und der Moral von Tanzschulen(!) vom Standpunkt der Melancholie aus widmete.

Im 17. und 18. Jahrhundert richtete man immer öfter spezielle Häuser oder Stationen für psychisch kranke Menschen ein. Doch angemessen behandelt wurden die Kranken dort nicht, stattdessen wurden sie zahlendem Publikum wie Zootiere vorgeführt. Andere bestehende Instituionen wie das Bethlem Royal Hospital in London, auch genannt „Bedlam“, oder das Salpêtrière in Paris hatten zu dieser Zeit einen traurigen Höhepunkt ihrer menschenunwürdigen Behandlungen. Wie Vieh wurden arme und psychisch kranke Menschen dort zusammengepfercht, um das Stadtbild nicht zu verschandeln.

Doch die Wissenschaft entwickelte sich rasant, auch das Weltbild verändert sich. Man griff frühe Konzepte aus der Antike auf, die „Vermögenspsychologie“ (Ein Seelenvermögen existiert: Intelligenz, Sprache, Gedächtnis, Wahrnehmung…) führte erstmals zu besserem Verständnis von psychischen Erkrankungen und den Einschränkungen betroffener Personen.

Anstatt der Ausgrenzung sollte es nun Mitleid geben und den Versuch, die „Vernunft“ der Patient*innen wiederherzustellen. 1792 übernahm Philippe Pinel die Leitung der Anstalt Bicêtre im Südwesten von Paris. Dort setzte er seine Vorstellungen durch – psychisch kranke Personen wurde erstmals wie Patienten behandelt. Sie wurden nicht mehr an Pfosten gekettet und die Umstände verbesserten sich allmählich. Doch auch Pinel hielt an einigen – aus heutiger Sicht – fragwürdigen Methoden wie Eisduschen oder Zwangsjacken fest.

Pinel befreit die Kranken von Charles-Louis Mulett

In der Kunst wurde in dieser Zeit (Romantik) die dunkle Seite der menschlichen Seele in zahlreichen Gedichten und Gemälden verewigt. Psychische Erkrankungen waren mystisch, unerklärlich und übten dadurch große Faszination aus. Vielleicht habt ihr in der Schule Goethes „Erlkönig“ (1782) auch unter psychologischen Aspekten analysiert?


Psychologie im Trend – Das 19. Jahrhundert

Das 19. Jahrhundert stand für viele Forscher und Theoretiker ganz im Zeichen der Psychologie. Bereits vor Freud machten sich viele kluge Köpfe Gedanken über psychische Erkrankungen, ihre Auswirkung und ihre Entstehung

Zu einigen frühen psychiatrischen Kliniken in Deutschland zählten z.B. die heutige „Klinik Dr. Heines“ in Bremen (1764), das „Klinikum am Bruderwald“ in Bamberg (1805) oder das „Bezirkskrankenhaus Kaufbeuren“ in Kaufbeuren (1849). Letzteres wird auch in Zeiten des Nationalsozialismus noch eine traurige Berühmtheit erlangen.

 

Einige bekannte Namen

Bénédict Morel (1809-1873) stellte Überlegungen zum geistigen Verfall mit steigendem Alter an. Er verwendete erstmals den Begriff „dementia praecox“. Diese sogenannte „Degenerationslehre“ wird später von den Nationalsozialisten noch ad absurdum geführt werden.

Emil Kraepelin (1865-1926) entwickelte Morels „dementia praecox“ (heute: Schizophrenie) weiter und grenzte diese von „manisch-depressiven Psychosen“ ab. Zeit seines Lebens forschte und arbeitete er sehr intensiv, fotografierte auch Gruppen von Patient*innen, deren Leiden sich auch äußerlich zeigten z.B. in Bewegungsstereotypien. Die Beschreibungen der damaligen Zeit sind aus heutiger Sicht unglaublich beleidigend und abwertend, dennoch leistete Kraepelin einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung der heutigen Psychologie.

Wilhelm Wundt (1832-1920) gründete 1879 an der Universität Leipzig das erste Institut für experimentelle Psychologie in Deutschland. Er ebnete der Psychologie den Weg als ernstzunehmende und systematisch forschende Wissenschaft.

Eugen Bleuler (1857-1939) war ein Schweizer Psychiater, der zahlreiche Begriffe wie „Schizophrenie“ oder „Autismus“ prägte. Er ging davon aus, dass psychische Gesundheit und Krankheit keine zwei klar getrennten Bereiche waren. Er korrespondierte mit Sigmund Freud und war einer der ersten europäischen Klinikleiter, die sich mit der Psychoanalyse auseinandersetzten.

(c) Max Halberstadt // Wikipedia

Sigmund Freud (1856-1939) ist wohl der bekannteste Name der Psychologie. Seine Ansichten und Theorien formten die Psychologie maßgeblich. Ich, Es und Über-Ich. Unterbewusstes und Bewusstes. Der Einfluss der Kindheit auf die psychische Gesundheit. Hypnose. Über seine Forschungsarbeiten und Theorien könnte man eigene Blogbeiträge schreiben.

Weitere wichtige Namen dieser Zeit: Ewald Hecker, Carl Gustav Jung, Sabina Spielrein, Antonie „Toni“ Wolff, Jean Piaget…

 

Ein langer Weg…

Wie in vielen anderen Bereichen dominierten vor allem die Ansichten weißer, relativ gut situierter Männer die Forschung. So prägte ein Krankheitsbild maßgeblich die Zeit: die (weibliche) Hysterie. Frauen, die sich außerordentlich benahmen, schrien und unter Zuckungen und Krämpfen litten.

Eine Theorie zur Hysterie: Der Uterus wandert durch den Körper und verursacht so körperliche und seelische Beschwerden. Joa, ne…?

Jean-Martin Charcot forschte in Salpêtrière mit vielen weiblichen Patientinnen, auch zum Thema Hypnose. In Vorlesungen demonstrierte er seinen Schülern live seine Patientinnen. Viele der oben genannten Forscher stellten allerlei Theorien zum Krankheitsbild der Hysterie auf. Erst 1878 postulierte Charles Lasègue, dass die Hysterie keine Krankheit per se sei.

Während die Psychologie noch in den Kinderschuhen steckt, entwickeln sich die Medizin und der Lebensstandard rasant weiter. Mehr Menschen werden älter und so werden altersbedingte, degenarative Erkrankungen immer präsenter. Das frühe 20. Jahrhundert bringt zwei Weltkriege und unheimliche Schrecken für viele Menschen mit sich.

(c) Nathan Wright // unsplash

 


Die Weltkriege – Der Beginn des 20. Jahrhunderts

Eine verhängnisvolle Schrift wird 1920 von Karl Binding und Alfred Hoche, einem Professor für Strafrecht und einem Psychiater, herausgebracht: „Die Freigabe der Vernichtung lebensunwerten Lebens.

Auch wenn in der Schrift darauf eingegangen wird, dass der Lebenswille der Personen jegliche ökonomische Überlegungen überwiege, nutzten die Nationalsozialisten diese Anschauungen, um ihre verzerrten Ansichten zu rechtfertigen. Menschen mit psychischer Erkrankung, seelischer oder körperlicher Behinderung seien nicht von „ökonomischen Nutzen“.

 

Die „Euthanasie“

Personen mit Schizophrenie, manisch-depressiven Erkrankungen, sowie Personen, die blind oder taub waren, durften laut einem deutschen Gesetz von Juli 1933 gegen ihren Willen zwangssterilisiert werden.

Von 1939 bis 1941 kam es dann schließlich zur gezielten Tötung bei der sogenannten „Aktion T4„. Anhand der Akten wurde über das Schicksal von Patient*innen entschieden.

Eine rotes Kreuz auf dem Meldebogen besiegelte den Anfang vom Ende. Ca. 70 000 Erwachsene und 5 000 Kinder wurden in grauen Bussen abgeholt und in Tötungszentren gebracht.

Das Wort „Euthanasie“ bedeutet laut duden: „absichtliche Herbeiführung des Todes bei unheilbar Kranken durch Medikamente oder durch Abbruch der Behandlung“

Eine widerliche Taktik, um die systematische Ausrottung von Menschenleben zu umschreiben.

Sicherlich fragten sich einige Angehörige was mit ihren Liebsten geschehen war. Doch die Leichen wurden verbrannt, in den Berichten irgendwelche natürlichen Todesursachen vermerkt. Es blieb bei einigen wenigen Stimmen, die sich öffentlich dagegen aussprachen. Zum Beispiel der Bischof von Galen 1941 bei einer Predigt in Münster:

„Nein, nicht aus solchen Gründen müssen jene unglücklichen Kranken sterben, sondern darum, weil sie nach dem Urteil irgendeines Amtes, nach dem Gutachten irgendeiner Kommission lebensunwert geworden sind“

Nebel im August von Robert Domes

Vielleicht war es eine dieser Stimmen, die dazu führten, dass man sich anderorts unauffälliger verhielt. Man ließ die Patienten verhungern, vernachlässigte sie oder half mit Barbituraten nach. Dies führte zum Tod von geschätzt 250 000 bis 300 000 weiteren Menschen.

Bekannt geworden ist vor allem der Fall des Ernst Lossa, der in einer Zweigstelle des oben genannten Kaufbeurer Klinikums im Alter von 14 Jahren ermordet wurde.

Außerhalb von Deutschland

Auch die vielen bekannte Lobotomie ist nicht so lange her, wie man hoffen würde. 1936 wurde das Verfahren erstmals am Menschen durchgeführt, wurde 1949 mit dem Nobelpreis ausgezeichnet und war bis 1955 ein gängiges Verfahren.

Vor allem im amerikanischen Raum war die Lobotomie, bei der wichtige Nervenbahnen im Hirn getrennt werden, beliebt. Mit einem Eispickel wurde dabei oberhalb des Auges das Gehirn bearbeitet. Schwere Psychosen oder Unruhezustände wurden damit „geheilt“. Zurück blieben gravierende Persönlichkeitsveränderungen. Außerdem Störungen des Antriebs und der Emotionalität.

Doch auch einige Meilensteine der Psychologie wurden in dieser Zeit – nicht nur, aber vor allem in den USA – gelegt. Verschiedenste Theorien wurden aufgestellt und heiß diskutiert, Forschung und Versuche sind gerade erst in ihrer Startphase.

1920 fand das Little Albert Experiment von John B. Watson statt. Ein kleines Kind wird konditioniert sich vor kleinen Nagetieren zu fürchten. Dieses ist eines der bekanntesten und umstrittensten Experimente der Psychologie.


(c) Daan Stevens // Unsplash

Psychologie als Wissenschaft – Das späte 20. Jahrhundert

Da viele Psycholog*innen während des Nazi Regimes ausgewandert oder geflohen sind, war es nach Ende des Krieges recht ruhig in Deutschland was den psychologischen Fortschritt betraf. 1946 wurde der Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen gegründet, doch die „großen Entdeckungen“ machte man hauptsächlich in den USA.

1957 fand das Äffchen-Experiment von Harlow zur Mutter-Kind-Bindung statt. 1961 fand das umstrittene Milgram Experiment statt und 1971 führte Zimbardo das Stanford Prison Experiment durch. Dies sind nur einige der Vertreter, die dazu führten, dass rasch ethische Richtlinien für die psychologische Forschung entwickelt wurden. Natürlich gab es auch weniger schreckliche Forschung, z.B. von Burrhus F. Skinner, das Bobo Doll Experiment von Albert Bandura oder der Fremde Situationstest von Mary Ainsworth.

1970 wurde unter Leitung eines Assistenzartes einer Heidelberger Klinik und 52 Psychiatrie-Patienten das sogenannte „Sozialistische Patientenkolletiv“ gegründet. Laut ihnen waren psychiatrische Erkrankungen vor allem durch die Gesellschaft verursacht. Doch die Gruppe geriet zunehmend aufgrund ihrer Nähe zur RAF in Kritik und löste sich 1971 auf.

Ein Umdenken

Erstmalig behandelt der Deutsche Ärztetag im Jahre 1975 die psychiatrische Versorgung. Es gab wichtige Forderungen: Der Wechsel von Verwahrung hin zu Therapie und Rehabilitation. Außerdem der Aufbau von ambulanten Angeboten, eine Dezentralisierung und Koordination, sowie der Gleichstellung mit somatisch Kranken.

Bis 1994 war Homosexualität übrigens noch als Krankheit im ICD-10 festgeschrieben. Dennoch ist die Konversionstherapie auch 2019 noch nicht verboten. Was die Geschlechtsidentität angeht, können trans Personen darauf hoffen, dass ihre Lebensrealität im 2020 kommenden ICD-11 nicht mehr pathologisiert wird.


Die Situation heute

(c) Owen Beard // unsplash

Aber, wie sieht es denn heute aus?

In Deutschland übernehmen Krankenkassen (in der Regel) die Kosten für eine Psychotherapie. Insgesamt gibt es drei zugelassene Therapieverfahren.

Psychiatrien und psychosomatische Kliniken sind keine Orte des Grauens mehr. Auch, wenn viele Leute dort in der schwersten Zeit ihres Lebens hinkommen. Gegen ihren Willen können Personen nur für begrenzte Zeit und in Ausnahmefällen festgehalten werden. Stattdessen gibt es Sportangebote, Kunst-, Musik- und Ergotherapie.

Medikamente, neue Therapieverfahren und ein besseres Verständnis der menschlichen Psyche sowie der Neurologie helfen tagtäglich vielen Patient*innen.

Selbsthilfegruppen und Beratungsstellen finden sich in fast jeder größeren Stadt, es gibt Aufklärungskampagnen z.B. von der deutschen Depressionshilfe. Nichtsdestotrotz muss in Sachen Prävention und Versorgung mehr geschehen. Eine große Herausforderung hierbei ist weiterhin die flächendeckende Versorgung und die seit Jahren nicht angepasste Anzahl an Kassensitzen. Auch gilt es, sich den gesellschaftlichen Veränderungen zu stellen und die Versorgungslage auch für sozial benachteiligte Menschen zu verbessern.

Außerdem: Nicht alle psychischen Erkrankungen sind so „salonfähig“ wie die Depression. Immer wieder müssen Patient*innen bangen, wenn Straftaten durch aggressive Einzeltäter*innen ein schlechtes Licht auf ihr Krankheitsbild werfen.

Nicht zu vergessen: Auch, wenn die Situation sich in reichen, westlichen Ländern verbessert hat – an vielen anderen Orten ist die Versorgung von Menschen mit psychischen Erkrankungen mangelhaft oder nicht vorhanden.

Wir werden sehen, wie die Geschichte weitergeht…



Weiterführende Links:

Ich hoffe, euch hat dieser Überblick über die Geschichte der Psychiatrie gefallen!

Natürlich könnte man viele Dinge ausführlicher berichten, einige Ereignisse und Namen sind aufgrund der wachsenden Länge des Beitrags unter den Tisch gefallen. (Pawlow? Da klingelt bei mir nichts)

Noch mehr? Auf meinem Blog findet ihr bereits einige Beiträge zum Thema Psychologie.


Quellen:

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Conny´s Bücherbubble
4 Jahre her

Hallo Babsi,
Danke für den Artikel, sowas liebe ich und finde ich sehr interessant. Super geschrieben. Hätte gerne mehr davon
Gruß Conny

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4 Jahre her

Hallo Babsi, wow, das nenn ich mal einen großartigen Beitrag! Sehr interessant geschrieben und ich hätte noch viel länger lesen können. Das Buch „Nebel im August“ hatte mich zutiefst erschüttert, genau wie „Hugo, ein unwerter Schatz“. Die Zustände in den Häusern müssen furchtbar gewesen sein, wie kann da eine Seele heilen? Zumal es bestimmt eine Dunkelziffer an erkrankten Menschen gab, die seitens der Familie „versteckt“ wurden auch um das eigene Ansehen nicht zu ‚beschmutzen‘, ich denken du weist was ich meine. Zum Glück gibt es heute viele Therapiemöglichkeiten, auch wenn leider viele noch immer in gewisser negativer Form den psychischen… Read more »

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