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Konkurrenz, Erfolg & Neid im Internet

In der Youtube Szene ist gelegentlicher „Beef“, also Streit, Zank und Stänkereien zwischen einigermaßen großen Youtubern an der Tagesordnung. Da wird gestichelt, Statement-Video nach Statement-Video abgedreht, die eigenen Zuschauer mobilisiert und gerechtfertigt was das Zeug hält. Inzwischen ist es beinahe schon langweilig, wenn es nicht alle paar Wochen bei den „Youtube News“ Kanälen wie Mr.Trashpack oder HerrNewstime irgendwelche reißerischen Schlagzeilen gibt.

Vergleicht man mal die Aufrufzahlen der Videos so werdet ihr vielleicht bemerken, dass positive Headlines ohne große Namen und skandalöse Andeutungen teilweise 50% weniger geklickt werden. Ist das nicht traurig? Die Sensationsgier der Leute beschränkt sich auf das, was schief läuft. Wie bei einem Autounfall, wenn Leute gaffen und die Einsatzkräfte blockieren. Kindische Zankereien werden mehr gefeiert und beleuchtet als konstruktive Diskussionen. Gleichzeitig wächst die Konkurrenz. Nachahmer, Leute, die sich einmischen und Radau machen, um auch ein bisschen im Rampenlicht zu stehen.

Youtube und auch die Blogger-Szene sind in den letzten Jahren aufgeblüht, geboomt und viele neue Leute schossen aus dem Boden, sodass es unmöglich geworden ist, den Überblick über all diese Kanäle zu behalten. Viele wollen auf der Erfolgswelle reiten, andere haben eine Leidenschaft, ein tolles Hobby für sich entdeckt. Viele Menschen bedeutet viele Meinungen und viele Ansichten. Dass es zu Reiberein und Meinungsverschiedenheiten kommt ist der natürliche Lauf der Dinge. Nur, dass inzwischen viele Kämpfe in der Öffentlichkeit und im Sinne von Hetzjagden oder Vorwürfen ausgetragen werden – das hat sich verstärkt, finde ich.

Muss das sein? Woher kommt das? Das Machtgefühl, wenn man die teilweise jungen, pubertierenden Follower wie ein Heersführer losschickt? Die mediale Aufmerksamkeit währenddessen? Auch negative Schlagzeilen sind Schlagzeilen? Neid? Konkurrenzdruck? Vermutlich sind es viele Gründe, manchmal der eine, manchmal der andere.

In der Bloggerszene bekomme ich glücklicherweise weniger Streit mit bzw. die Eskalationsstufe ist geringer, da die Reichweite der einzelnen Blogs in der Regel etwas kleiner ist.

Leben und leben lassen.

Das ist wirklich schon sehr lange eines meiner Lebensmottos. Das gilt für mich bis dahin, bis jemand aktiv Falschinformationen verbreitet oder hasserfüllte, beleidigende Botschaften teilt, wie im Fall der Homophobie und LGBTQ+ Feindlichkeit eines leider recht bekannten Youtuber Anfang des Jahres. Ich verzichte hier auf Verlinkungen, denn der Herr hat meiner Meinung nach keine weitere Publicity verdient. Wer nicht weiß, wovon ich rede, der solle sich an der Stelle das Statement von Fräulein Chaos dazu anschauen, denn es sagt alles Wichtige dazu.

Für alles andere, d.h. wie jemand ein Bücher/Filme/Musiker/Videoinhalte etc. findet und ob er es kritisiert – vielleicht ärgert es mich. Wenn ich das Gefühl habe, derjenige möchte dadurch nicht nur provozieren, antworte ich sogar und bringe eine Gegenposition – aber es ist und bleibt eine Meinung: Sie muss mir nicht gefallen, ich muss sie nicht teilen oder gut finden. Ich muss keine  „Boyfriend-Tääägs“ und „Präääänks“ schauen und muss sie auch nicht toll finden. Ich kann mich trotzdem über die Zuschauerquote und den Erfolg wundern, ich darf mich auch im meinem Kopf über den IQ der Personen lustig machen, aber muss ich diese Meinung öffentlich kundtun, lästern und sabotieren? – Ich für mich verspüre diesen Drang nicht. Was nicht heißt, dass ich nicht auch hier und da mal lästere. Jeder lästert und ich glaube das ist ganz normal. Aber ich habe die Wahl, das für mich zu behalten bzw. in einem privaten Rahmen auszuleben oder öffentlich zu sticheln und zu diffamieren.

Wer erwartet, dass die Leute durch ein „Wie kann man sich diese wandelnde Intelligenzlücke nur geben? Das ist doch vollkommen hirnrissig.“ aufwachen und ihre Meinung ändern, ist illusioniert.Wenn jemand kritisiert, was euch am Herzen liegt und was ihr toll findet, dann stößt er bei euch auch erstmal auf Empörung und Unglauben. „Man kann ein Pferd zur Tränke führen, aber trinken muss es selbst“ lautet ein altes, weises Sprichwort.

Leben und leben lassen.

Ich wiederhole es. Menschen sind unterschiedlich und mögen unterschiedliche Dinge. Es liegt nicht an uns, zu bewerten, ob das eine besser oder schlechter ist. Welcher Inhalt zur Verdummung beiträgt und welcher nicht. Letztlich kann man nur hoffen, dass diejenigen die Content im Internet produzieren sich einer gewissen Verantwortung bewusst sind. Lustige, sinnfreie Videos ohne tiefere Message haben ebenso ihre Daseinsberechtigung wie aufwendig und anspruchsvoll produzierter Content.

Ja, ich finde es doof, dass gewisse Youtuber erfolgreich sind, weil mir ihre Videos nicht zusagen. Ja, ich finde es doof, dass auf den Bestseller-Listen immer dieselben Namen stehen. Ja, ich finde es doof, dass gut geschriebene Erotik-Bücher im Schatten von „Shades of Grey“ zurückbleiben.

Aber ich sehe auch, dass es Leute gibt, die dieselben Videos mögen wie ich. Die, dieselben Inhalte feiern und die mit ähnlichen Konzepten, Buchblogs und Booktube erfolgreich sind. Das freut mich sehr! Und natürlich bin ich manchmal auch ein kleines bisschen neidisch, weil die anderen schon Kuchen haben, während ich noch in der Buffet-Schlange stehen. Aber: Es motiviert mich. Ich möchte auch Kuchen!

Es zeigt, dass der Content, den ich wertschätze und produzieren möchte, auch seine Basis hat. Das Internet ist kein Schlussverkauf, sondern ein Buffet, das immer wieder aufgefüllt wird. Neue Zuschauer kommen hinzu, manche ändern ihre Gewohnheiten, wachsen vielleicht aus den lustigen Bravo-Inhalten raus und greifen dann zu denselben Büchern wie ich. Irgendwann wechseln sie von der Vorspeise zum Hauptgang und dann zum Nachtisch. Oder so.

Jetzt hakt der Buffet-Vergleich ein bisschen, weil niemand gerne in der Schlange steht, aber ich mag das was ich tue und werde es weiterhin tun. Nicht um der Menge der Follower wegen, nicht um des Erfolgs wegen, sondern weil es mir Spaß macht! Ich mag dieses chaotische Durcheinander von Menschen, die unterschiedliche Speisen durch den Raum balancieren. Ja, auf ein paar laut brüllende Trolle oder Idioten, die anderen das Essen vom Teller klauen oder ihnen ein Bein stellen, damit die Teller runterfallen, kann ich getrost verzichten. Aber möchte ich das Internet-Buffet missen? Im Großen und Ganzen lautet meine Antwort darauf: Nein.

Darum appelliere ich heute mal wieder (ich oller Moralapostel):

Ihr habt die Wahl, wem ihr eure Aufmerksamkeit und eure Energie schenkt.

Verbreitet keinen Hass und keine schlechte Laune. Versucht, Neid und Ärger in Tatendrang zu wandeln. Aus „Ich will das haben, was der da hat!“ wird „Ich kann das auch und ich kann etwas dafür tun!“

Der Ton macht die Musik. Ja, das klingt altbacken und ätzend, aber es ist nunmal so. „Ich finde was du sagst ist totaler Bullshit, wie kann man sowas nur unterstützen du Mistkopf?“ wird „Ich kann mit deiner Ansicht nichts anfangen, ich sehe das so und so.“

In manchen Fällen ist Schweigen Gold.

Der Erfolg anderer Leute verhindert meinen Erfolg nicht.

Negatives und Kritik hat seine Daseinsberechtigung. Unterschiedliche Ansichten und sachlich(!) geführte Diskussionen bereichern den Austausch von Gedanken und erweitern den Horizont.

Wer aber nur Frust, Zank und Missgunst verbreitet, wirkt verbittert und ich kann gut verstehen, wenn die Leute sich stattdessen dann lieber „Prääääänks“ anschauen.

Um mal endlich zu einem Schlusswort zu kommen. (Ich habe das Gefühl, es ist alles ein bisschen chaotisch und unstrukturiert geworden, aber ich habe einfach meine Gedanken so wie sie kamen abgetippt) Das Verhalten anderer könnt ihr in der Regel nicht beeinflussen, ihr könnt nur an euch selbst arbeiten. Und wenn man versucht, etwas lockerer und optimistischer an manche Dinge heranzugehen, dann bekommt man auch weniger Bauchschmerzen von Frust und Wut.

Was denkt ihr dazu? Seid ihr solcher Themen überdrüssig? Denkt ihr anders als ich?

Liebe Grüße und eine schöne Woche,

eure Babsi

 

 

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