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Social Media Knigge

In letzter Zeit empfand ich die Stimmung auf twitter in der sonst so friedlichen und konstruktiven Autoren- und Buchcommunity als extrem unangenehm.

Beleidigungen, Unterstellungen, Anfeindungen, Verleumdungen – von Respekt und Sachlichkeit keine Spur. Als hätte man mit dem Einloggen jegliche Benimm- und Höflichkeitsregeln beiseite gelegt. Oftmals war der Impuls da „Where is the love?“ von den Black Eyed Peas zu singen. Oder eine lange, lange Social Media Auszeit zu nehmen.

Es geht nicht unbedingt mehr darum, die eigene Meinung kundzutun und mit Argumenten zu untermauern – es geht darum sie durchzuprügeln!

Ich bin traurig, dass ich den Drang habe, so einen Beitrag überhaupt schreiben zu müssen.

Aber, wie auch immer, los geht’s.


Babsis Social Media Knigge

 

  • Keine Verallgemeinerungen

„Alle Katzen sind böse. Alle Frauen schreiben Liebesromane. usw.“ – Nein. Es ist niemals die ganze Gruppe. Deswegen lasst es. Die einzige erlaubte Verallgemeinerung: Alle Verallgemeinerungen sind Mist!

  • Stelle deine Meinung sachlich und begründet dar

Sachlich. Begründet. Könnt ihr das nicht? Dann solltet ihr überlegen, ob ihr euch an der Diskussion beteiligen solltet.

Ein Beispiel:

Person A: Ich mag Pizza

Person B: Ich finde Pizza nicht so toll. Einmal aß ich eine verbrannte Pizza. Nudeln sind ebenfalls leicht zuzubereiten und variabel, deswegen mag ich Nudeln.

  • Ich-Botschaften

Es macht einen Unterschied ob ich sage: „Hey deine Meinung ist nicht gut“ oder ob ich sage „Ich finde deine Meinung zu diesem Thema nicht gut“

  • Beleidigungen und Unterstellungen sind No Go’s

Weder ist es zielführend, noch lässt es ein gutes Licht auf einen selbst fallen. Auch wenn du mit tollen Fäkalwörtern jonglieren kannst, wird dich niemand dafür ernst nehmen. Auch Drohungen sollten nicht leichtfertig ausgesprochen werden.

Da man nie weiß, wie es in der anderen Person aussieht oder welche Beweggründe sie hat, ist von Unterstellungen abzusehen. Die Gedanken sind frei, aber Gesagtes ist gesagt und kann nicht rückgängig gemacht werden.

  • Wütend? Kurz vor der Explosion?

Jeder ist mal wütend, jeder schreibt sich mal in Rage und sagt unüberlegte Dinge. Also, wenn ihr merkt, dass ihr innerlich kocht, nehmt euch kurz eine Auszeit, holt Luft und vertagt das Ganze notfalls. So vermeidet man unnötige Eskalationen und Dinge, die man nachher bereut.

  • Zielführend?

Bringt dein Beitrag einen Mehrwert zur Diskussion? Ist es ein neues Argument, wirkt erklärend oder bekräftigend auf vorherige Beiträge? Nein? Dann schreib es lieber nicht.

  • Fehler zugeben und sich entschuldigen

Zu einem guten Klima gehört es, dass man sich seine Fehler eingesteht und sich entschuldigt. Aber auch, dass man daraus lernt und für die Zukunft etwas mitnimmt. Man kann nicht ständig jemanden beleidigen und dann hinterher ein halbherziges „Sorry“ hinterherwerfen. Die Leute sind nicht blöd. Wenn zwei Tage später derselbe Mist geschieht, glaubt einem das niemand mehr.

Außerdem sollte man sich – wenn ein Anliegen von mehreren Seiten herangebracht wird – ob man vielleicht nicht doch selbst etwas ändern kann oder sollte.

Natürlich gilt auch: Wenn jemand sich angemessen entschuldigt, sollte man nicht weiter Gift spucken. Man muss sich nicht wieder vertragen. Aber man kann die Sache dann einfach auf sich beruhen lassen.

  • Leben und leben lassen

Natürlich wäre es ideal, wenn man für jedes Problem eine Lösung, für jede Diskussion einen Konsens finden würde. Aber das funktioniert nicht immer. Meinungen sind Meinungen. Und irgendwann muss man es vielleicht auch gut sein lassen. Dann ist es jetzt nicht mehr der geeignete Zeitpunkt weiter zu diskutieren und zu lamentieren. Es gibt immer unterschiedliche Sichtweisen. Und auch wenn der andere eine unprofessionelle oder in deinen Augen falsche Meinung vertritt: Wenn sachliche Argumente die Person nicht überzeugen, lass es an dieser Stelle.

Man kann nicht von allen gemocht werden. Funktioniert einfach nicht.

Meinungen verändern sich. Erfahrungen verändern Leute. Manchmal muss man dann eben getrennte Wege gehen.

  • Don’t feed the troll

Wenn ihr merkt, jemand mischt sich nur ein, um Radau zu machen oder andere Leute wütend zu machen – blocken, ignorieren oder gegebenenfalls melden.


 

Anmerkungen, Ergänzungen gerne in die Kommentare.

Ich bin nicht die Einzige, die das Thema bewegt. Schaut doch mal bei Michelle vorbei!

Teilen erwünscht und erlaubt. (Der Knigge lässt sich auch ganz toll im ominösen Real Life anwenden 😉 )

Für ein liebevolleres Miteinander!

Tüdelü, eure Babsi

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11 Comments
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6 Jahre her

Hej,
dein Social Media Knigge gefällt mir. Ich kann mich noch an meine Schulzeit erinnern, da haben wir gelernt wie man einen Brief schreibt und wie man mit einander kommuniziert. Ich für mich versuche immer möglichst das zu schreiben, was ich jemanden auch direkt in die Augen sagen würde. Doch die Distanz und Anonymität im Internet verleitet gerne dazu die Grundsätze der Kommunikation zu vergessen.
Vielen Dank für deinen Gedankenanstoß.
LG Kerstin

6 Jahre her
Reply to  Babsi

Da hast di recht. Schönes Wochenende

[…] Zeichen vielleicht anders interpretiert werden könnte. Ich habe dazu vor längerer Zeit mal einen Social Media Knigge verfasst. 6. Und was magst du an der Bloggerwelt? Die vielen lieben Leute, mit denen man […]

6 Jahre her

Ich kann da nicht viel hinzufügen, nur: Ich finde du hast Recht 🙂
LG Katharina

[…] möchte ich euch einen sehr lesenswerten Artikel meiner geschätzten Autorenkollegin und BartSis Babsi a.k.a. TheBlueSiren ans Herz legen. Dies tue […]

sinabennhardt
6 Jahre her

Ich muss Elea zustimmen, dass Twitter mit seinen 140 Zeichen nicht die beste Plattform ist, um den Social Media Knigge umzusetzen.

Trotzdem sollte man sich die Punkte (vor allem tielführend Posts und don’t feed the trolls) zu Herzen nehmen! 🙂

Elea Brandt
6 Jahre her

Ich finde deinen Knigge total gut und nachvollziehbar, aber ich fürchte, Twitter ist einfach nicht dazu geeignet, die meisten dieser Punkte zu realisieren. Wie soll man eine fundierte, nicht verallgemeinernde und möglichst differenzierte Betrachtungsweise in 140 Zeichen formulieren? Daran muss man zwangsläufig scheitern, selbst, wenn man sich Mühe gibt.

Drum: Grundsatzdiskussionen sind wichtig, gerade, wenn es um gesellschaftliche Themen geht, aber zum Diskutieren halte ich Twitter nicht für die beste Plattform.

Von daher möchte ich den Punkt „zielführend“ besonders hervorheben: Wenn man nichts zu sagen hat, dann muss man auch nicht immer etwas sagen. 😉

6 Jahre her

„Don’t feed the troll“ – Ich glaube, das hätten wir uns alle in den letzten Wochen mal zu Herzen nehmen sollen. Kurz mit den Augen rollen, ignorieren, und einfach weitermachen.
Hoffen wir, dass sich das ganze Tam Tam bald legt und wir zu Katzenbildern, Bücherstapeln und Hilfeschreis nach Kaffee zurückkehren 😉