ProjektArbeitstitel

Magret Kindermann #ProjektArbeitstitel

Magret Kindermann #ProjektArbeitstitel

Die liebe Magret Kindermann, die ich euch heute bei #ProjektArbeitstitel vorstellen möchte, hat ein Händchen für schöne, nachdenkliche Worte und besondere Texte.

Ich bin Magret und schreibe Geschichten, seitdem ich das Schreiben lernte.

2011 oder 12 veröffentlichte ich in einem Blog Geschichten über Begegnungen beim Bahnfahren. Die waren oft eine Mischung aus Fiktion und Wahrheit. Ich erinnere mich an ein Paar, dessen Liebesgeschichte ich über Monate hinweg immer weiter erzählte, jedes Mal mit anderen Personen bestückt. Bis zum Schluss, denn leider trennten sie sich. Durch diesen Blog schrieb ich zum ersten Mal regelmäßig und mir wurde bewusst, dass ich so besser wurde. Aber erst Ende  2015 begann ich ernsthaft mit dem Schreiben und damit mit meinem Debüt. Diesen Sommer veröffentlichte ich mein viertes Buch, das erste in einem Verlag. Der New-Adult-Roman „Killing Zombies and Kissing You“ erschien im GedankenReich Verlag.

 

Die Feindin des Todes und andere Projekte

 

Welche Projekte sind gerade in Arbeit? Erzähl uns doch ein bisschen davon!
Zum ersten Mal schreibe ich Fantasy. Das ist ein Genre, das ich eigentlich gar nicht ausstehen kann. Aber das Prinzip finde ich toll und das will ich umsetzen. Aber mal gucken, ich bin nämlich kein Plotter oder Worldbuilder. Vielleicht setze ich das Projekt auch total in den Sand. Dazu kommt, dass ich momentan fast nur mit einer Hand tippe, weil mein Baby nur auf mir schlafen will. Erschwerte Bedingungen also.

Es geht um den Tod, der sich in ein Mädchen verliebt. Es ist eine Welt, in der kein Gott angebetet wird, sondern der Tod, voller Furcht vor dessen Macht. Also wird das Mädchen gemieden, selbst von ihrer Familie. Es verführt den Tod, sich sein Herz einzusetzen, um sich der Liebe ganz hingeben zu können, denn sie hofft auf sein Mitleid. Das tut er, doch die neuen intensiveren Gefühle machen ihn rasend. Aus Eifersucht tötet er den Verlobten der inzwischen jungen Frau und macht sie unsterblich, um sie für immer behalten zu können. Damit hat er allerdings gesorgt, dass sie damit eine Waffe gegen ihn hat. Zum ersten Mal hat der Tod eine Feindin …

Eigentlich ist dieses Projekt nur die Vorgeschichte eines weiteren Fantasy-Romans, in der sie ebenfalls eine Rolle spielt. Hoffentlich stolpere ich da nicht in etwas hinein, das mich jahrelang verfolgt. Der Arbeitstitel lautet sehr unkreativ: Der Tod und das Mädchen.

Wie schauen die Pläne für dein Projekt aus?
Es gibt keine Pläne. Beziehungsweise momentan lautet der Plan, wenigstens ab und zu ein bisschen zu schreiben. Durch das Baby bin ich zwangsläufig in einer Pause und ich denke, bis zum nächsten Sommer wird nicht viel passieren. Bisher habe ich 749 Wörter, alle mit einer Hand geschrieben.

Magst du uns verraten, was für Ideen evtl. noch in der Schublade schlummern?
Ich hab Bock auf einen Krimi, sowas zwischen Agatha Christie, Gone Girl und Tana French. Außerdem hab ich noch was Experimentelles mit dem Arbeitstitel „Zuckerschock“ angefangen. Das wird wohl was Kürzeres und dafür Hartes. Ach ja, eine Fortsetzung meiner Novelle „Tulpologie“ wartet auch noch. Sie spielt in den 70ern und Marlene ist in einer Beziehung, in der sie sich hundertprozentige Ehrlichkeit schwören. Das wird „Himmelogie“ heißen.

Was hast du aus deinen bisherigen Veröffentlichungen gelernt?
Ich kann das. Wirklich, diese Erkenntnis ist bereichernd und machte für mich einen gigantischen Unterschied aus. Mein Debüt schrieb ich, um mal ein Buch geschrieben zu haben. Um nichts zu bereuen. Weiter schrieb ich, weil ich erkannte, dass ich gut bin und dass Bücher schreiben gar nicht so unmöglich schwer ist.

Welche Unterschiede gibt es zwischen deiner ersten Veröffentlichungen und deinen jetzigen Projekten?
Ich traue mich mehr, Regeln zu brechen, aber auch, welche einzuhalten. Insgesamt bin ich selbstsicherer geworden. Ich denke weniger daran, was die Leser über mich denken, stattdessen will ich was Echtes, Wahres erschaffen. Es geht beim Werk nicht mehr um mich, die Autorin dahinter, sondern um die Geschichte.

Die Genres fliegen bei mir wild durcheinander. Am liebsten werde ich nicht in welche eingeordnet. Aber dazu kann man sagen, dass ich mir eingestehe, mich mit dem Schreiben mehr dem Geschmack der Masse anzupassen. Ich glaube – und es ist mir unangenehm, das zuzugeben –, dass ich früher zu eingebildet war, um weniger intellektuell zu schreiben. Jetzt habe ich erkannt, dass eine Geschichte über Zombies und Liebe nicht weniger intelligent oder künstlerisch sein muss. Im Gegenteil, eine solche Mischung ist richtig geil.

 

Schreiballtag

 

Was ist deine größte Herausforderung im Schreibprozess?
Am schwersten fällt mir das Weiterschreiben nach einer langen Pause. Dann traue ich mich nicht mal, das Projekt zu öffnen, und finde es scheiße. Ist es erst mal geöffnet, finde ich es plötzlich klasse und es geht wieder. Aber in der Zwischenzeit fühlt es sich an wie Versagen.

Hast du eine Schreibroutine?
Mein Debüt „Zwei Königinnen“ schrieb ich innerhalb eines Jahres in Vollzeit. Ich nahm mir 1.500 Wörter täglich vor, einen Tag die Woche hatte ich frei. Ich war zwischendurch aber auch mal in Griechenland und Budapest zur Selbstfindung. Das Schreiben ging überraschend flott, im Sommer war ich fertig und korrigierte schon. Die „Tulpologie“ und „Und dein Leben, dein Leben“, schrieb ich zwischendurch, das war Wahnschreiberei, fast am Stück. „Killing Zombies and Kissing You“ schrieb ich irgendwie zweigeteilt, denn der Beginn meiner Schwangerschaft brachte mich aus dem Konzept. Das Interesse des Verlages rüttelte mich Monate später wach und ich schrieb den Rest. Bisher gibt es also keinerlei Routine für mich. Ich kriege das Schreiben gut unter, weil ich keine Serien gucke, denke ich. Aber der Alltag mit Baby wird mir nun zeigen, was es heißt, wirklich nicht schreiben zu können.

Welchen Tipp würdest du deinem Vergangenheits-Ich geben, das gerade mit dem Schreiben anfängt?
Mach dir nicht so viele Gedanken, wie ein Buch zu sein hat. Und sei gewissenhafter und nicht so ungeduldig.

 

Motivation

 

Hast du Vorbilder bzw. Menschen, die dich inspirieren und motivieren?
Ich mag, wie Jennifer Lawrence mit ihrem Erfolg umgeht, wie Muhammad Ali überzeugt Werbung für sich selbst machte, wie furchtlos sich Freddie Mercury sich seinem kreativen Wahn hingab, wie schamlos ehrlich Anaïs Nin schreibt und wie zärtlich Milan Kundera dies tut.

Was sind deine Wünsche und Ziele für die Zukunft?
Noch tausend Geschichten schreiben können und dass diese gelesen und verkauft werden, denn ich will auf jeden Fall vom Schreiben leben können. Das sollte ich in den nächsten fünf Jahren schaffen können, oder?

Was war dein schönster Autor*innen-Moment bisher?
Meine erste Buchmesse in Leipzig, denn dort traf ich Menschen, die diese seltsame, schreibwütende Seite an mir sehr gut von sich selbst kannten. Ich war nicht mehr allein damit. Und ich dachte, ich bin der einzige Mensch, der so tickt.

 

 

Eine kleine Kostprobe…

Da öffnete das Neugeborene ein Auge. Neugierig beugte er sich über es. Er hatte schon mit Säuglingen zu tun gehabt, aber da waren sie meistens schon tot gewesen. Seine Schwester hatte drei Kinder bekommen, doch nach den Geburten hatte man ihn nicht eingeladen. Den Tod hält man lieber auf Abstand, selbst wenn er der Bruder war. Dieses Kind war anders. Dieses war am Anfang seines Lebens, an Tag Null.

»Niemand ist gerade so weit von mir entfernt wie du«, sagte er.

»Was sagt er?«, flüsterte die Alte.

»Lauter!«, sagte die Köchin.

Der Tod hob den Kopf und betrachtete das Wesen mit dem einen blauen Auge vor sich. An schönen Tagen war das Moor genauso blau, doch diese Tage waren selten. Er hob seine Hand über den Korb. Die Augen der Frauen wurden größer. Der Tod machte hilflos eine Handbewegung, als würde er Salz über das Mädchen streuen.

»Bist du überhaupt eine gute Fee?«, fragte die Köchin und stemmte einen Arm in die Hüfte. Es musste der sein, mit dem sie immer die Eier aufschlug, denn der Bizeps war deutlich zu sehen.

»Er hat’s gesagt!«, rief die Alte. »Mich trifft keine Schuld, ich habe überall gesucht und er hat’s gesagt.«

»Ich bin die beste gute Fee, die ihr hättet finden können und das gerade war erstklassige Magie. Macht man jetzt überall so, hat euer Moorloch wohl noch nicht erreicht.«

Die Köchin blickte ihn länger an. »Wir haben auch nur dich. Also mach fertig, drei Gaben und so und dann raus hier.«

Der Tod hatte sich wieder dem Mädchen genähert. Hallo, hallte es in seinem Kopf. Erschrocken fuhr er zusammen. Es hatte nicht wirklich das Wort benutzt, aber es war die Bedeutung dessen gewesen, das Kind hatte ihn begrüßt. Und es sagte noch mehr. Es sagte: Guck mal. Mit dem zweiten Auge, das es öffnete, zeigte es dem Tod seine Seele.

Tränen stießen ihm in die Augen. Ergriffen wischte er sie sich weg und schniefte. Die Seele war zwar jung und ungestüm, doch sie war stark und hatte eine Ruhe, die ihn in die Knie zwang. Während ganz Jui an nichts Übermenschliches als den Tod glaubte, begann eben dieser an Götter zu glauben.

»Darf ich es halten?«, fragte er.

Da lächelte selbst die Köchin.

Mit Fingern, die sonst eher zupackten und würgten, hob er das Neugeborene aus dem Hängekorb und hielt es sich an sein flatterndes Herz. Die Seele des Kindes flocht ein Band aus ihrer Selbst und schnürte es um das Organ des Todes, das sich sofort beruhigte. Die Körperwärme des Kindes ließ ihn schwindeln. Er spürte den starken Drang, am Köpfchen zu riechen. Durfte er das? Das wäre sicher merkwürdig.

»Also gut, drei Gaben«, sagte er und wiegte das Geschöpf in seinen Armen. »Ich wünsche dir, dass die, die dich am meisten lieben, immer an deiner Seite bleiben. Ich wünsche dir, dass du die Ruhe im Sturm bist. Ich wünsche dir, dass du erkennst, was du suchst, was du willst und was du brauchst.« Er drückte einen Kuss auf die winzige Stirn und das Kind schloss schnell die Augen.

»Das war schön«, seufzte die Geburtshelferin, die mit blutigen Händen auf einem Schemel saß und das Putzen vergessen hatte.

 


Magret Kindermann

 

Ihre bisherigen Veröffentlichungen:

  • Zwei Königinnen“ (Februar 2017)
    • Soft Sci-Fi, SP bei Twentysix – auf amazon* kaufen
  • Tulpologie“ (Oktober 2017)
    • Novelle, SP bei Twentysix – auf amazon* kaufen
  • Und dein Leben, dein Leben“ (März 2018)
    • Novelle, philosophischer Thriller, SP bei Twentysix – auf amazon* kaufen
  • Killing Zombies and Kissing You“ (Juli 2019)
    • New Adult, Endzeit + Romance, im GedankenReich Verlag

Eine Übersicht aller Teilnehmer*innen findet ihr bei #ProjektArbeitstitel – Was ist das?


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