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[Rezension] Der Insasse von Sebastian Fitzek

[Rezension] Der Insasse von Sebastian Fitzek

Das Paket“ von Sebastian Fitzek hat mir ja eher solala gefallen, die alten, hochgelobten Bücher habe ich (noch) nicht gelesen. Das neue Buch weckte aber nicht nur aufgrund der Thematik mein Interesse. Vielleicht erinnert ihr euch noch an die Leseraktion, bei der Leser*innen gemeinsam mit Sebastian Fitzek in einer Psychiatrie „eingesperrt“ werden sollten. Nach haufenweise Kritik wurde das Event in ein Hotel verlegt. Nun ist das nicht Fitzeks erstes Buch rund um Psychiatrie, Psychologen und Psychopathen. Aber ich wollte es lesen, auch um mir ein Bild zu machen. Als angehende Psychologin bin ich vielleicht etwas sensibler bezüglich der Darstellung ebenjener. Weil meine Berufsgruppe nicht unbedingt den besten Ruf hat.


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  • Autor: Sebastian Fitzek
  • Titel: Der Insasse
  • Verlag: Droemer Knaur
  • Genre: Psychothriller
  • 377 Seiten, limitierte Sonderausgabe, geb.: 22,99€ | Ebook: 14,99€
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Worum geht’s?
Der Kindermörder Tramnitz plädiert auf nicht zurechnungsfähig und wird anstatt ins Gefängnis in eine forensische Psychiatrie gesperrt. Doch seinen letzten Mord am kleinen Max – und wo er dessen Leiche verscharrt hat, bleiben sein Geheimnis. Till Bentow, der Vater des Jungen, kann keine Ruhe finden, bis er weiß, was mit seinem Sohn passiert ist. Also übernimmt er die Identität eines Toten und lässt sich selbst einweisen. Doch in der Anstalt spielt jeder sein eigenes Spiel und die Türen nach draußen sind fest verschlossen.


Meine Meinung:

Die Prämisse des Buches verspricht Hochspannung in bedrohlicher, beklemmender Atmosphäre. Und die bekommt man auch!

Das Buch reißt einen von Anfang an mit. Fitzeks klarer, unverblümter Schreibstil und der gekonnte Perspektivenwechsel ziehen einen in die Geschichte. Wenn es um Kinder geht, ist es immer besonders schlimm. Vor allem die Ungewissheit, die größte Angst, das größte Unglück.

Till Bentow handelt verrückt und doch nachvollziehbar. Wir können ihn verstehen und hoffen mit ihm, dass sein aberwitziger Plan klappt.

Die dubiosen Machenschaften und Tändeleien in den Mauern der Steinklinik erschweren die Suche nach Antworten. Alle möglichen menschlichen Abgründe offenbaren sich. Es schmerzt, zu lesen und es schmerzt, die Verletzungen und Misshandlungen mitzuerleben.

Splatter kann Fitzek!

Die blutigen, gewaltsamen Beschreibungen kommen wie immer nicht zu kurz. Sebastian Fitzek zeigt, warum er Psychothriller schreibt, wobei manche Szenen für mich durchaus auch Horror-Genre-reif wären. Sie tragen zur Spannung bei, auch wenn in „Der Insasse“ auch die Geschichte überzeugt.

Während ich bei „Das Paket“ relativ gleichgültig durchblätterte, litt ich Qualen mit den Figuren. War wütend und schockiert, emotional involviert. Gewisse Dinge, z.B. Fingernägel oder Verbrennungen lösen bei mir immer eine richtige Gänsehaut aus. Für zarte Gemüter ist das Nichts!

Yay, gute Psychologen!

Was mich immer freut, ist, wenn Psycholog*innen und Psychiater*innen nicht als blutrünstige kalkulierende Teufel dargestellt werden. Mit Frau Sänger hat Sebastian Fitzek zumindest eine sympathische und kompetente Figur aus dieser Berufsgruppe, wenngleich die Ärztekollegen sich nicht mit Ruhm bekleckern.

Der Antagonist Guido Tramnitz war ein wirklich widerlicher, unmenschlicher Zeitgenosse, der sich durch sein Kalkül und seine barbarische Freude am Leid anderer, von seinen Mitpatient*innen abhob.

Auch das finde ich, im Lichte der vorherrschenden Stigmatisierung psychischer Erkrankungen, unfassbar wichtig.

Tramnitz Ränkespiel, die hohe Emotionalität der Geschichte und das Verwirrspiel taten ihre Wirkung. Das Buch war hochspannend, von der ersten bis zur letzten Seite. Vor allem das Finale hat nochmal reingehauen. Nervlich aufreibend!

Klitzekleine Kritikpunkte…

Letztlich bin ich nur nicht komplett vom Hocker gerissen, weil das Ende für mich zu simpel war. Der unzuverlässige Erzähler ist ein beliebtes Stilmittel, aber letztlich kam die Auflösung nicht sonderlich schockierend, sondern wirkte irgendwie… lahm? Zu Einfach? Es ging zu schnell und wirkte für meinen Geschmack zu sehr nach deus ex machina. Auch die Parts mit Ricarda blieben für mich unangenehm offen. Natürlich sollte es nur angedeutet werden, aber es war mir trotzdem nicht greifbar genug.

Die Aufmachung des Buches inkl. rotem Buchschnitt und Gummizellenhaptik und auch die kreative Danksagung sind cool. Dennoch ist die Repräsentation von psychischen Krankheiten, Psychiatrie und Behandelnden etwas überzogen für die dramatischen Effekte.

Ich denke zwar immer noch, dass man beim Marketing etwas sensibler mit dem Thema Psychiatrie hätte umgehen sollen. Auch weil die Einrichtung im Buch weit entfernt von einem Horrrorschauerpalast war.

Fazit:

Hochspannend, emotional und beklemmend hat dieses Buch alles, was einen guten Psychothriller ausmacht. Im Vergleich zu „Das Paket“ hat Fitzek mich hier weitaus mehr von sich überzeugt. Ein gelungener Pageturner mit heftiger Thematik, der durchgehend spannend ist.

4,5seesterne

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Orrr Babsi ey! Eigentlich sollte das Buch nicht auf meine Wunschliste – Psychiatrie, die Marke Fitzek und nun kommst du mit dieser neugierig machenden Rezension um die Ecke 😀

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