[Rezension] Lost in a Kiss von Kati Wilde
Auf jellybooks habe ich vorab eine XXL Leseprobe zu diesem Buch gelesen und war am Haken, obwohl ich „New Adult“ Büchern gegenüber sehr skeptisch bin. Auch der Klappentext klingt eigentlich nach Klischee hoch zehn. Aber die Leseprobe war gut, ich mochte den Schlagabtausch und so habe ich das Buch nach erscheinen bei Droemer Knaur angefragt und als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen. Vielen Dank!
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- Autorin: Kati Wilde, übersetzt von Karla Lowen
- Titel: Lost in a kiss
- Verlag: Droemer Knaur
- Genre: Romantik, Erotik, New Adult
- 412 Seiten, Paperback: 12,99€ | Ebook: 9,99€
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Worum geht’s?
Aspen wollte eigentlich mit ihrer besten Freundin Bethany und derem unausstehlichen Bruder Bram Urlaub machen, um den Uni Abschluss zu feiern. Aber als Bethany absagt und Aspen bittet, mit Bram den Urlaub durchzuziehen und ihrem Bruder zu verschweigen, dass sie selbst in Schwierigkeiten steckt, willigt Aspen ein. Der kontrollfreudige Bram ist überhaupt nicht begeistert von Aspen und ihrem Schweigen über seine Schwester. Sie beschließen jedoch das Kriegsbeil zu begraben und Bethany mit schönen Fotos aus dem Urlaub vielleicht aus der Reserve zu locken. Dabei kämpfen Aspen und Bram immer wieder in fiesen Wortgefechten und rufen um Bethany Willen immer neue Waffenruhen aus. Doch zwei so feurige Persönlichkeiten können nicht lange auf einem Fleck sein, ohne dass Funken fliegen und sprühen…
Meine Meinung:
Vorweg – Im Englischen lautet der Titel des Buches „Going nowhere fast“ und den finde ich persönlich so viel aussagekräftiger als den „deutschen“ Titel. Es ist schade, dass hier zugunsten eines nichtssagenden Titel entschieden wurde.
Dass Aspen und Bram gemeinsam den Urlaub durchziehen, obwohl Bethany abgesprungen ist und dieses Spiel durchziehen um sie doch noch herzulocken, finde ich ziemlich aus der Luft gegriffen, aber es ist die Prämisse, ohne die die Geschichte nicht funktionieren würde. Das Buch überzeugte mich durch die kratzbürstige Dynamik der beiden Protagonisten doch davon, weiterzulesen.
Aschenputtel und der dunkle Prinz
Wie die Prämisse schon sagt ist Bram reich, dominant und mag es, die Kontrolle über die Dinge zu haben. Viele Dinge, die ihn richtig ätzend machen. Er ist kein Sympathiebolzen, auch wenn seine schnippischen und zynischen Bemerkungen ihn ziemlich witzig machen. Rührend ist auch die Liebe und Besorgnis seiner Schwester gegenüber. Auch bei Aspen wird er eher zahm, zumindest wenn es ihr schlecht geht oder sie Probleme hat.
Aspen ist eine Kämpferin aus schwierigen Familienverhältnissen. Auch sie hat ein Mundwerk wie eine Rasierklinge und würde dennoch viel ertragen für die Menschen liebt. Weswegen sie auch Bethanys Geheimnis bewahrt und damit Brams Zorn auf sich zieht. Gleichzeitig hat sie (nachvollziehbare) Vorurteile gegenüber Brams Reichtum und hält ihn für einen lackierten Schnösel – und ganz unrecht hat sie damit auch nicht. Was mir auch gut gefallen hat, war das Aspen kein Mauerblümchen war, die beim Wort „Kondom“ in Ohnmacht fällt. Sie ist in ihrer sturen Art zwar manchmal etwas kindlich, aber dennoch eine Frau, die weiß, was sie will und was sie hat. Es ist erfrischend mal eine Protagonistin zu haben, die um ihre eigenen Reize weiß und nicht ständig in Gegenwart des hübschen Kerls denkt, dass sie viel zu hässlich und fett sei.
Die Beziehung der beiden basiert auf ihrer Hassliebe, Mikroaggressionen und körperlicher Anziehung. Denn die beiden beginnen, ihre Wut gegenüber dem anderen, körperlich zu, ähm… verarbeiten. Während der Geschichte lernen sie einander besser kennen und merken, dass hinter der Fassade des anderen viel mehr steckt, als anfangs geahnt.
NACHSITZEN bei Jen und mir!
Ich weiß, die Dramatik von Liebesgeschichten basiert oft darauf, dass Dinge nicht ausreichend kommuniziert werden. Aber es ist nicht weniger zum Haare raufen. Gerade als die beiden eigentlich schon körperlich miteinander vertraut sind und beginnen liebevoll miteinander umzugehen, hören sie auf, offen miteinander zu reden. Natürlich hat Aspen ihre Gründe Bethanys Geheimnis nicht zu verraten, aber Bram könnte Aspen durch Offenheit und Ehrlichkeit so viel Schmerz ersparen. Aber nein, sie bleiben sturköpfig. Uff.
Wer Jens und meine Kommunikations-Session auf dem Litcamp Hamburg besucht hat, weiß, dass ich es hasse, wenn Charaktere nicht miteinander reden. Konflikte, die auf Schweigen aufbauen, finde ich ausgelutscht, deswegen hat mich dieser Abschnitt im Buch auch extrem genervt. Ich wollte ständig ins Buch springen und beide ohrfeigen. Die Autorin hat gezeigt, dass die beiden auch streiten können, wenn sie miteinander reden. Zum Glück gibt es von dem Miteinander reden und Konflikte haben mehr als vom Schweigen und Konflikte haben.
Die Reibereien zwischen den beiden waren umso anziehender, das schlug sich auch in den Erotik-Szenen nieder. Wenngleich mich der inflationäre Gebrauch des Wortes „pussy“ auch ein bisschen gestört hat. Gute Sexszenen zu schreiben ist eine Kunst für sich (siehe Patzer, gesammelt von Desasterotik), aber die Autorin bzw. die Übersetzerin haben das gut gemeistert.
Verschlungen!
Aber da hatte es die Autorin Kati Wilde schon geschafft. Ihr Schreibstil, ihre Art die Geschichte zu erzählen, das sanfte Einstreuen von Hinweisen auf die Geheimnisse und auch Bethanys Schicksal. Das Buch lässt sich angenehm lesen und man ist immer neugierig, was geschieht. Ob Bram und Aspen die Kurve bekommen, wie sie leidenschaftlich rumknutschen, sich wieder zerstreiten. Kanu durch Stromschnellen fahren, Motorradtour mit Aspens Cousin. Es war mächtig was los.
Meiner Meinung hätte es weniger von Brams Luxusgetue sein müssen. Denn er wird mit dem Fortschritt des Buches sympathischer. Seinen Reichtum und Einfluss weniger zu betonen, hätte seine Sympathie meiner Meinung nach geholfen. Genau wie es gereicht hätte, seinen muskulösen Körperbau ein oder zweimal zu betonen. Aber das ist eben typisch Erotik/New Adult, damit muss ich leben, wenn ich mir solche Bücher aussuche.
Mir haben auch die Nebencharaktere Bethany und Murphy gut gefallen. Murphy wegen seiner direkten, humorvollen Art und Bethany weil sie trotz wenigen direkten Auftritten im Buch für mehr Komplexität und Tiefe in der Geschichte gesorgt hat. Auch der Schluss mit seinen Wendungen und Ergebnissen hat mir gut gefallen und die Beziehungen im Buch in ein anderes Licht getaucht.
Fazit:
Auch wenn das Buch einige Klischees bedient – reicher Typ mit Beschützerinstink und toughes Mädchen aus armen Verhältnissen – konnte mich die Geschichte in ihren Bann ziehen. Die Wortgefechte, die Reibereien und die Dynamik des „Blechmanns“ und dem „Mädchen mit dem schlechten Einfluss“ haben mir gut gefallen. Hier und da hätte ein bisschen weniger Klischee gut getan, aber die Charakterentwicklung der beiden hat mich berührt. Letztlich gibt es zwar einige Kritikpunkte, aber das ist Kritisiern auf hohem Niveau, denn im Großen und Ganzen hat mir das Buch sehr gut gefallen.
Weitere Meinungen:
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