Bücher, Japan

[Rezension] Wenn alle Katzen von der Welt verschwänden von Genki Kawamura

Als ich dieses Buch in der Verlagsvorschau erblickt habe, wusste ich – das muss ich lesen! Japanischer Autor, bildschönes Cover und etwas mit Katzen. Das kann ja nur gut sein, oder? Vielen Dank an C.Bertelsmann & das Bloggerportal für dieses Rezensionsexemplar!

Genki  Kawamura: Wenn alle Katzen von der Welt verschwänden


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  • Autor: Genki Kawamura, übersetzt von Ursula Gräfe9783570103357_1508505235000_xxl
  • Titel: Wenn alle Katzen von der Welt verschwänden
  • Verlag: C. Bertelsmann
  • Genre: Erzählung, philosophisch; 190 Seiten
  • gebunden: 18€ | Ebook: 14,99€
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Worum geht’s?
Ein 30-jähriger Postbote bekommt eine Hiobsbotschaft: Er hat einen Hirntumor und nur noch wenige Zeit zu leben. Verzweifelt schleppt er sich zurück zu seiner Wohnung wo ihn ein Doppelgänger in Hawaiihemd und Shorts erwartet – der Teufel höchstpersönlich! Und der wartet mit einem scheinbar verlockenden Angebot auf – der Postbote kann leben. Für jeden Tag mehr Zeit, verschwindet jedoch etwas von der Welt. Kein Problem bei all dem unnützen Plunder der heutigen Gesellschaft… oder?


 Meine Meinung:

 

Was für eine Prämisse! Für mich ist der schlimmste Plan, den ein Erzbösewicht anstreben kann weder Weltherrschaft noch die totale Vernichtung der menschlichen Rasse – es wäre tatsächlich so etwas in die Art wie 20180526_172820„alle Katzen der Welt ausrotten“. Für mich also ein absolut gruseliger Gedanke.

Teufel in Büchern finde ich jedes Mal aufs Neue sehr spannend. Mir gefällt die Symbolik, die Rolle, die sie einnehmen. Auch hier ist der Teufel absolut sympathisch, schräg und putzig. Seine Absichten sind nicht per se böse, es ist mehr ein Wetten und Kabbeln mit Gott. Ein aberwitziger Konflikt, in den unser Protagonist hineingeworfen wird.

Er selbst hat eine vernichtende Diagnose bekommen und wie jeder von uns, lässt er sein Leben Revue passieren und möchte unbedingt einige Dinge erledigen, die ihm keine Ruhe lassen. Die Exfreundin nochmal treffen, die eiskalte Beziehung zu seinem Vater kitten, Dinge erleben, Filme sehen, Bücher lesen. Von großen Träumen und Abenteuern sieht er ab, ihm geht es viel mehr um die kleinen Dinge – die zwischenmenschlichen Beziehungen. Auch der Kater namens „Weißkohl“ (heimlicher Held des Buches) muss ja irgendwie versorgt werden. Oder will der Teufel im Austausch für einen Tag Leben irgendwann auch die Katzen verschwinden lassen? Katzen, die der verstorbenen Mutter des Protagonistin sehr viel bedeutet haben…

Generell sind die vorkommenden Charaktere alles andere als langweilige Platzhalter! Der Postbote, die Exfreundin, die Eltern, der Kater – alle wirken lebendig und liebevoll.

So tauchen wir in eine kurzweilige, philosophische Geschichte ein. Einen Mikrokosmos in einer beliebigen japanischen Stadt, in einem beliebigen Leben. Ein Einzelschicksal, das uns berührt und das uns irgendwie irgendwo selbst betrifft. Was würde ich tun, wenn ich nur noch wenige Tage zu leben hätte? Eine bedeutsame Frage, die in vielen Filmen und Büchern aufgegriffen und verarbeitet wurde. Dennoch bleibt das Buch von Genki Kawamura leicht, auch bei all der Nachdenklichkeit. Zwar wird einem manchmal ganz weh ums Herz, aber das Buch hat mich nicht runtergezogen. Es hat mich berührt, aber nicht in tiefe Trauer gestürzt.

Beim Lesen fühlte ich mich entspannt, geborgen und die Geschichte hat mich ein wenig geerdet, meine Zeit entschleunigt und mir ein Lächeln auf die Lippen gezaubert. Was wirklich wichtig ist, im Grunde unserer Herzens wissen wir das meist sehr gut. Aber ab und zu braucht es einen kleinen Stupser, um zu verstehen.20180525_224727

Ursula Gräfe hat es übrigens wunderbar geschafft die malerische japanische Sprache in ein ebenso schönes, sanftes Deutsch zu übersetzen. Das Buch liest sich vom Schreibstil wie eine leichte Frühlingsbrise und für mich macht sie einen wunderbaren Job!

Einziger Wermutstropfen sind für mich tatsächlich das Cover und der Preis. 18€ für knapp 200 Seiten erscheinen mir recht viel. Ich weiß nicht, ob ich das Buch tatsächlich direkt als gebundene Ausgabe gekauft hätte, wenn ich es nicht als Rezensionsexemplar bekommen hätte. Zusätzlich ist das Kirschblütencover zwar wunderschön, passt aber nicht wirklich zum Inhalt sondern nur zum Herkunftsland des Autors.

Die Geschichte ist anhand der Tage aufgebaut und direkt aus der Ich-Perspektive des Protagonisten erzählt.

Mein Fazit:

Ein malerisches und nachdenkliches Buch, das sich sehr angenehm liest. Das Thema und die Frage nach dem, was wirklich wichtig ist, sind nicht neu, aber dennoch ist Genki Kawamura mit dieser Geschichte ein sanftes, philosophisches Debüt gelungen. Es hat mich nicht komplett vom Hocker gehauen, aber ich habe es sehr gerne gelesen. Vor allem die liebevollen Charaktere und der schöne Erzählstil machen den Charme des Buches aus.

4seesterne

 

Weitere Meinungen:


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